Dorfgeschichte



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Ratzenberg, Ortsteil der Stadt Lindenberg im Allgäu


Burgstall:

Über den Burgstall sind, nach Dr. Merkt, Kempten, geschichtliche Nachweise nicht mehr auffindbar. Der weitgehend zerstörte Burgstall liegt ca. 400 m östlich der Dorfkapelle von Ratzenberg auf einer nördlich gerichteten Bergnase mit Nagelflug-Untergrund, deren nördlicher Teil künstlich geteilt worden war. Reste des Mauerwerks sind nicht mehr erhalten. Der Halbgraben gegen Nordwesten ist fast völlig aufgefüllt. Gegen Norden bot der Tobeleinschnitt Schutz. Im Bereich des ehemaligen Burgstalls wurde auf Veranlassung von Dr. Merkt im Jahre 1937 ein Gedenkstein aufgestellt.
Burgstein


Dorfkapelle (Ölbergkapelle):


Um das Jahr 1845 lies der Ökonom Anton Boch in Ratzenberg eine Kapelle erbauen, angeblich aus den Steinen des Burgstalls Ratzenberg, und stiftete 150 Gulden mit der Bestimmung, dass der Zinsertrag aus diesem Kapital für das läuten und reinigen der Kapelle verwendet werden soll.

Bau:

Rechteckiges, flach gestreckter Bau zu 3 Fensterachsen mit halbrunder Apsis. Chorbogen flachgedrückt. Fenster und Türen rechteckig, innen oben in segmentbogigem Gewände. Über dem Abschluss offener, hölzerner Dachreiter mit Blech beschlagenem Zeltdach.


Altar:

Im neubarocken Aufbau ist ein spätgotischer „Ölberg-Christus, der um das Jahr 1500 geschnitzt wurde. Daneben ein barocker Engel mit Kelch, entstanden etwa 1750 – 1780. Außerdem ist noch ein „Auferstehungs-Christus" vorhanden, der ungefähr im Jahr 1480 geschaffen wurde. Möglicherweise wurde diese Figur erstmals für Ölberg-Andachten verwendet. Sie ist 75 cm hoch und neu gefasst.

Altar

Maurus-Madonna:

Die Madonna, geschaffen 1510 von dem Bildschnitzer Lux Maurus aus Kempten, stand einstmals in der Dorfkapelle zu Ratzenberg. Sie wurde in der ersten hälfte des 20. Jahrhunderts von dem Kunstsachverständigen Dornach aus Weiler im Allgäu erworben. Da der gesamte Nachlass Dornach dem Heimatmuseum Weiler vermacht wurde, ist anzunehmen, dass sich auch die Madonna dort befindet. Die wertvolle Madonna kam wahrscheinlich anlässlich des Kirchenneubaues in Opfenbach im Jahre 1774 in die Kapelle in Ratzenberg. Die Opfenbacher Kirche wurde zum Teil neu ausgestattet, wobei drei Figuren nicht mehr verwandt sondern an die Dorfkapellen der Pfarrei abgegeben wurden. Ruhlands erhielt den Christus „Weltenrichter“ von Jakop Maurus, Ratzenberg die Madonna des Vettern Lux Maurus. Die Madonna war in leicht beschädigtem Zustand, so war der linke Unterarm des Kindes abgebrochen und die Farbe sehr abgelaugt. Die Figur maß 115 cm.
Einer alten Kirchenrechnung von 1705/06 zufolge, wurde in Opfenbach für die Madonna ein Brokatkleid angefertigt, das 115 Gulden kostete. Es diente bei Prozessionen und hohen Muttergottesfesten als Prachtkleid. Nachforschungen in Opfenbach über den verbleib der Madonna blieben ohne Erfolg weshalb vermutet wird, dass sie nach Ratzenberg kam. Die Pfarrgemeinde Opfenbach erstand eine tragbare Madonna aus Gips, die ohne künstlerischen Wert ist.

Der „Weltenrichter“-Christus in der Kapelle Ruhlands ähnelt in der Ausführung dem „Ölberg“-Christus in Ratzenberg sehr stark, so dass vermutet werden kann, sie stammen aus der gleichen Hand des Bildschnitzers und Zunftmeisters aus Kempten, Jakop Maurus. Seine Kunstwerke sind sehr gefragt.

Von Lux Maurus sind weitere Werke bekannt. Die Pieta in der Kirche von Opfenbach, drei Altarfiguren in der alten Kirche von Zell, Gemeinde Oberstaufen, ein Hl. Magnus im bayrischen Nationalmuseum in München, ein Hl. Johannes in Großdorf/Vorarlberg, der jetzt im Landesmuseum in Bregenz steht, die Heiligen Petrus und Antonius in der Kapelle Dietrichs, Gemeinde Bolsterlang sowie zwei Reliefs, die sich in der Sammlung Georgianum in München befinden.

Glocke:

Die Turmglocke soll vor 1800 gegossen worden sein, möglicherweise – weil sie ein neugotisches Fries hat – Anfang 19. Jahrhunderts. Auf dem Mantel befindet sich ein Abbild der Mutter Gottes auf der Erdkugel und der Kreuzigungsgruppe. Der Name des Gießers ist nicht bekannt. Die Glocke ist sehr schwer und fast unzugänglich auf dem kleinen Turm untergebracht.

Stifter:

Die Dorfkapelle ist eine Stiftung der Familie Boch, die auf dem Bauernhof Haus-Nr. 48 beheimatet war. Dieses Anwesen brannte im Jahre 1932 ab und wurde an dieser Stelle nicht wieder aufgebaut. Der Hausnamen war „beim Thisse“. Hier wurde am 05.11.1782 Josef Boch geboren, der die Schmiedetochter Maragretha Gruber aus Mellatz, Haus-Nr. 32 heiratete. Die Schmiede gab er auf und leitete ein großes Fuhrunternehmen. Er war ein geachteter Mann, trieb Handel nach und von Wien und Italien.


Dorfgeschichte:

Ratzenberg, das heute Ortsteil der Stadt Lindenberg im Allgäu ist, gehörte etwa 200 Jahre zur Stadt Wangen im Allgäu. Dies war von kurz nach 1400 bis 1614. Der historische Hintergrund hierfür war:
Die Herren von Montford-Tettnang brachten ungefähr zur gleichen Zeit den abgegangenen Herrensitz Schrundholz an sich und betrachteten daraufhin alle Opfenbacher als ihre Leibeigenen. Es waren sehr harte Herren und straften den kleinsten Übergriff. Als sie Stock und Galgen aufstellten, kauften sich viele Bewohner in die freie Reichsstadt Wangen als Bürger ein, womit sie den Schutz der Stadt erhielten. Es waren so viele, darunter auch Heimenkirch und Opfenbach, dass die Stadt Wangen einen Hauptmann ernannte, der seinen Sitz in Opfenbach hatte.

In diesem Zusammenhang ist auch eine Anfrage der Stadt Wangen in Opfenbach von Interesse. Dabei wurde angefragt, wo sich der Ort Riedhusen befinde. Das deshalb, weil in den Steuerbüchern der Stadt Wangen öfters zu lesen sei, Riedhusen bei Opfenbach. Der Ort ist jedoch unbekannt. Als Lösung bietet sich hier an, dass es sich um Allmannsried handeln könnte, da dies bis zum Jahre 1787 zur Pfarrei Opfenbach gehörte. Es muss wohl einmal Almansried und das benachbarte Neuhaus zusammengehört haben. Möglicherweise wurde es im 30-jährigen Krieg niedergebrannt und dann geteilt. Ein gewisser Allman ließ sich im Dorf nieder und gab ihm darauf hin seinen Namen. Südlich davon wurde ein neues Dorf gegründet, das den Namen Neuhaus erhielt, wohl auch zur Unterscheidung zu dem Dorf Haus bei Scheidegg. Riedhusen setzt sich zusammen aus Ried, wohl nach dem in der Nachbarschaft liegenden Moorgelände des Waldseegebietes und Hus, das wir wiederum beim jetzigen Neuhaus finden. Dies ist für Ratzenberg insofern interessant, weil daraus zu ersehen ist, dass damals, vor einigen Hundert Jahren, der ganze Höhenzug von Ratzenberg bis Allmannsried zum Stadtgebiet Wangen gehörte.


Dorf
Ratzenberg wie Allmannsried hatten immer sehr beschwerliche Wege zur Pfarrkirche nach Opfenbach. Ratzenberg über Litzis und Allmannsried über Schutz. Die alte Straße nach Mellatz entstand erst zur Zeit der Strohhutindustrie. Durch den Wald zwischen Mellatz und Ratzenberg wurde immer dort gefahren, wo es die Verhältnisse zuließen was noch heute daran zu erkennen ist, dass mehrere Fahrspuren vorhanden sind.


Dr. Matthäus Ratzenberger:

Im Jahre 1500 wurde Dr. Matthäus Ratzenberger in Ratzenberg geboren. Er war sicherlich kein gewöhnlicher Bauernsohn, ansonsten hätte er gewiss nicht die Mittel für ein Studium in Wittenberg, dass er 1515 begann, besessen. Er kam dann als Leibarzt auf den Fürstenhof und war ein treuer Anhänger Martin Luthers. Es ist anzunehmen, dass zum damaligen Zeitpunkt die Burgstelle Ratzenberg noch bewohnt war.

Die Nachfahren Ratzenbergers müssen in die Stadt Wangen gezogen sein, da Ratzenberger in der Bindgasse 45 in den Steuerbüchern der Stadt geführt wurden. In der Stadtgeschichte Wangens wird vermutet, dass es sich um Verwandte gehandelt habe. Sie traten jedenfalls nicht mehr besonders hervor. Wangen aber zählt Ratzenberger zu einem seiner großen Söhne.

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